Wie zum Teufel bindet man eine Krawatte? Spam im elektronischen Posteingang anstelle von Post im Briefkasten? Plötzlich gesiezt werden? Diese und noch viele andere Schwierigkeiten behandelt der Klavierkabarettist Bodo Wartke in seinem neuen Programm „Klaviersdelikte“.
Vielseitiges Talent
Tosender Applaus und schallendes Gelächter erklingen in kurzen Abständen, wenn Bodo Wartke zu Gast ist. Durch die ständige Interaktion mit dem Publikum und seine authentische Art fühlt man sich als Zuhörer persönlich angesprochen und wird komplett in den Bann des Künstlers gezogen. Er singt, spielt Ukulele und Mundharmonika, baut einen Gag nach dem anderen ein, tanzt Chachacha, unterhält. Sein Hauptpartner ist das Klavier, das Hauptthema: Probleme. Ein Blues über Sprachprobleme folgt auf ein kritisches Stück über die deutsche Nachkriegsarchitektur, darauf widerum ein gereiztes Lied über Lärm im ICE. Über das Teenageralter und eine Pollenallergie, die eine tiefe Liebe zerstört, singt Bodo, immer gereimt, immer witzig. Mal verpackt er seine Texte in leichte Frühlingslieder, mal in melancholische Balladen, mal lässt er eine deutsche Volksmelodie aufleben.
Auch Boxhandschuhe wirken
Bodo Wartkes Ideenstrom scheint unerschöpflich. Auf seiner Internetseite kann sein Liebeslied in allen Sprachen der Welt per Mail verschickt werden, ausserdem arbeitet er gerade an einem Stück, in dem jedem Frauennamen eine Strophe gewidmet ist. Auch verwunderlich: Bei allem Witz erscheint Bodo Wartke nie unecht oder übertrieben. Selbst als er in Boxhandschuhen und mit Zahnspange das Stück „Ja Schatz“ anstimmt, schafft er es, nicht lächerlich zu wirken. Hört man seinen Liedern genau zu, kann man oft eine gewisse Portion Ironie finden, manchmal auch Kritik. Dass er darüber den Blick für das Alltägliche und Lebenswerte nicht verliert ist bewundernswert. Auch vertritt er, nicht aufdringlich aber konsequent, seine Werte und Moralvorstellungen. Beispielsweise bezahle er seine Mitarbeiter „anständig, nicht so wie Amazon“, wie er auf der Bühne scheinbar beiläufig erwähnt.
Mit neun Requisiten vierzehn Rollen spielen
Mit „Klaviersdelikte“ beweist der 36-jährige Bodo einmal mehr sein vielfältiges Talent. Seit seinem ersten Programm 1998 produzierte der Künstler vier weitere, darunter eine Solo-Interpretation der klassischen Tragödie „König Ödipus“. Mit nur neun Requisiten stellte er vierzehn Rollen dar. Unzählige Bezeichnungen treffen auf ihn zu: Musiker, Autor, Dichter, Liedermacher, Schauspieler, Kabarettist, Pianist, Komponist. Auch ist Bodo Wartke schon mit vielen Preisen versehen worden, etwa dem Stuttgarter Besen, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Aroser Schneestern. Doch vor allem ist der Deutsche ein auf dem Boden gebliebener Entertainer, der es vermag, die Zuhörer für einen Abend komplett in seinen Bann zu ziehen – und sie auch noch Tage und Wochen später den Zauber davon spüren zu lassen.
Bodo Wartke in der Schweiz
15.11.: Theater Casino Zug
16.11.: KK Thun
17.11.: Palace Theater Biel
18.11.: Casino Theater Winterthur
13.12.: Tschuggen Zelt Arosa