„Eine grosse Reise mit dem grossen Captain Cook! Bis wohin? Bis ans Ende der Welt! Bis ans Ende der Meere!“
Der Berner Maler John Webber hatte Grosses vor, als er 1776 mit dem berühmten Captain James Cook zu einer Schiffsexpedition in die Südsee aufbrach. Das Leben an Bord, stellte er in seinem Tagebuch fest, war jedoch alles andere als romantisch. Genau genommen fanden sie weder den geheimen Südkontinenten, noch die Nordwestpassage, die den Pazifik mit dem Atlantik verbinden soll. Was Captain Cook und seine Mannschaft auf den drei Südseexpeditionen zwischen 1768 und 1779 stattdessen erwartete, zeigt das Historische Museum Bern noch bis nächsten Februar in einer Sonderausstellung. Es ist ein Abenteuer, der Route von Schiffen namens „Discovery“ und „Resolution“ durch die multimediale Ausstellung zu folgen.
Die Eroberung der Südsee
Auf menschenleere Paradiese stiessen Cooks Seeleute auf Tahiti, Neuseeland, Tonga oder den Osterinseln nicht. Mit Tauschhandel, christlicher Missionierung, aber auch mit Gewalt begannen sie, den pazifischen Kulturraum zu kolonialisieren. Es war der Anfang vom Ende der dort lebenden indigenen Völker. Haarschmuck aus Walknochen, gelbrote Federgötter und andere „exotische Souvenirs“ fanden auf den königlichen Schiffen den Weg nach Europa. Heute verraten die Gegenstände viel über Rituale, Hierarchien und Gesetze der Inselstaaten. Die über 400 in Bern gezeigten Objekte stammen aus privaten Sammlungen und Museen in Australien, Oxford, London, Wien und sogar Honolulu.
Das „erleuchtete“ Zeitalter
James Cook vermass auf seinen Seereisen die pazifische Welt. Seekarten, Sextanten und Fernrohre aus Messing zeugen im wissenschaftsgeschichtlichen Teil der Ausstellung davon, dass der Captain auch Aufklärer und Techniker war. Ab der „Epoque lumière“ wurde alles Neugefundene benannt, einordnet und auf Bildern festhalten. Heute sind die zarten Aquarelle eines Lichtnussbaumes Kunst, die der wissenschaftliche Zeichner Sydney Parkinson auf der ersten Expedition zu Kategorisierungszwecken anfertigte.
Der Wunsch eines Berner Malers
Als Maler warf John Webber einen realistischen Blick auf das Leben der Inselvölker und das Benehmen seiner Mannschaftskameraden. Den Menschen Webber aber, der mit nur sechs Jahren von London in die Lehre nach Bern geschickt worden war, liess die Sehnsucht nach der Freiheit nie los. Er personifizierte dieses Verlangen schliesslich in der schönen Häuptlingstochter Poedua, die er porträtierte. Poeduas Porträt sowie weitere seiner Kupferstiche, Aquarelle und Zeichnungen werden in Bern gezeigt. Selbst der englische König George III. lobte Webber für seine Arbeiten. Der genaue Beobachter mit dem stürmischem Gemüt gehörte fortan selbst zu den Grossen.
Quelle: Lukas Hartmann, Bis ans Ende der Meere, Zürich, Diogenes, 2009.