Ein Seeufer, ein Festzelt, eine Campingwiese und rundherum Berge: das ist das Brienzersee Rockfestival. Bei schönem Wetter sitzen die Besucherinnen und Besucher gemütlich auf dem Campingplatz in ihren mitgebrachten Pavillons und grillen auf offenem Feuer. Oder sie liegen hinter dem Festzelt am See und gönnen sich ab und an ein Bad.
Wenn im Festzelt die Bands zu spielen beginnen, findet man denn auch Besucher in Badehose und Bikini im Publikum. Dazwischen kleine Kinder, Jugendliche und junge und ältere Erwachsene, bunt gemischt. Leute mit Bierhumpen zwischen Cüplitrinkern und Wassergläsern. Eine grosse Rockfestfamilie sei es, sagt Pressechef Thom Will. Und gut durchmischt ist sie. Viele Besucher kommen Jahr für Jahr wieder, einige seit der Gründung des Festivals im Jahr 1987. 3’000 Leute werden pro Abend maximal eingelassen, ausverkauft ist im Schnitt jedes zweite Jahr ein Abend. In diesem Jahr war es der Freitag. Mit Bands wie Patent Ochsner, QL, Trauffer sowie der Brienzer Musicstar-Gewinnerin Katharina Michel folgte ein Highlight auf das andere. Die Veranstalter setzen bewusst auf Schweizer Musik und Mundart. „Das zieht immer“, weiss Will. Natürlich ist das aber auch eine finanzielle Frage, denn den Bands aus Übersee müssen die Reisekosten bezahlt werden.
Schiff und Schiff
Weniger Reisekosten haben die vielen einheimischen Bands. Das Brienzersee Rockfestival gibt lokalen Musikschaffenden eine Plattform, so zum Beispiel Channelsix oder Deaf. Handsome Hank schwärmt von seiner Anreise mit dem Bootstaxi, vom Schiff direkt auf die Bühne könne man nur in Brienz.
Entweder fährt das Schifftaxi, oder es schifft – sprich: regnet. Jeden Abend ein Gewitter, dazwischen Regenschauer. Die Leute nehmen es gelassen. Das Festival ist seit jeher nicht als Openair konzipiert. Es wird in einem Festzelt durchgeführt. Und ein Brienzersee Rockfestival ohne Regen wäre kein Rockfestival, meint ein Besucher. Das Festzelt steht nicht auf einer Wiese, sondern auf Kies. Im Schlamm versinkt man deshalb allenfalls auf dem Zeltplatz, aber weil auf Platzregen und Gewitterschauern immer wieder sonnige Stunden folgen, trocknet die Wiese stets wieder.
Viel Schweizer Rock
Aus der Grossregion Bern kamen in diesem Jahr die Headliner Züri West, Patent Ochsner und Plüsch. Einzig der Samstags-Headliner BAP ist aus Deutschland angereist. Plüsch spielte am Sonntag nach der Kinderband Papagallo und Gollo vor wenigen hundert Leuten. Sänger Ritschi und seine Crew lassen sich die Freude am Spielen aber nicht nehmen, animieren das Publikum zum Mitsingen und -tanzen und zeigen wie zuvor schon Trauffer und Züri West, dass sich auch Mani-Matter-Songs richtig rocken lassen. Besonders spannend ist die Funpunkband QL. Sie covert Schweizer Hits, darunter auch solche von Plüsch oder Patent Ochsner, die das jeweilige Original am Festival selber gespielt haben. Ebenfalls dem kopieren haben sich die deutsche Queen-Revival-Band und die Schweizer von Whole Lotta DC verschrieben, die AC/DC covern.
Eine Erfolgsgeschichte
Das 25. Brienzersee Rockfestival hatte es in sich. Das Jubiläum wurde während vier Tagen gefeiert, normalerweise dauert das Festival nur deren drei. Präsident Peter Schneider tritt nach 25 Jahren aus dem Organisationskomitee zurück. In seinen Schlussworten bedankte er sich bei rund 340 Bands, 6’000 Helfern und 100’000 Besuchern, die das Festival in den vergangenen 25 Jahren getragen haben. Er schaut zuversichtlich auf die nächste Ausgabe unter der Leitung eines neuen Präsidenten.