Das Buchhändler-Team in der Nähe hatte wochenlang mit farbigen Ja-Buttons und Stickern auf jedem Buch für die Initiative geworben und sich bei Diskussionen mit den Kunden mächtig ins Zeug gelegt. Ganz nach dem Motto: ein Team, ein Votum! Ganz so harmonisch war die Stimmung im Rest der Branche aber nicht. Die Preise variierten bei den einzelnen Anbietern massiv. So wurden die Preise von den Kunden verglichen und abgeschätzt. Die ganz preisbewusste Kundschaft bestellte ihre Bücher in Zeiten des schwachen Euros gar online im angrenzenden Ausland.
Sie wollten alle nur unser Bestes
Die Initiative verlangt, dass die Buchpreise in der Schweiz künftig nicht mehr vom freien Markt, sondern von den Verlagen bestimmt werden. Seit 2007 waren die Preise im Buchhandel dem freien Markt ausgesetzt. Viele Schweizer Buchhändler und Verleger waren darüber „not very amused“ und beriefen sich gerne auf das Beispiel England, wo nach der Aufhebung der Buchpreisbindung innerhalb von zehn Jahren die Hälfte der Kleinbuchhandlungen verschwunden war.
Ganz anders sahen das die Gegner der Initiative. Sie sprachen von einem künstlich erzeugten Kartell und konnten nicht oft genug betonen, dass die Vorlage kundenfeindlich sei. Die Preise würden ohne Berechtigung hoch gehalten, was viele dazu bringe, ihre Bücher übers Internet in ausländischen Online-Shops zu beziehen. Diese Option wird vom Initiativ-Gesetz nämlich nicht geregelt.
Ein Argument aber nehmen beide Lager für sich in Anspruch: Ihre Lösung ist die kundenfreundlichste und wird langfristig die Preise für die LeserInnen senken.
„Röstigraben“ und Generationen-Frage
Mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 56.1% verwirft das Stimmvolk die Initiative. Umfragen im Vorfeld ergaben ein relativ offenes Bild. Die Deutschschweiz und das Tessin lehnten die Vorlage eher ab, die Romandie war dafür. Diesen tiefen Röstigraben bestätigt auch das Endergebnis. Die Unterschiede werden vor allem dem unterschiedlichen Kulturverständnis der Landesteile zugeschrieben. Die Westschweiz hat die Buchpreisbindung schon vor 2007 abgeschafft. Seither kämpfen viele kleine Buchhändler in der Romandie ums nackte Überleben, weil sie mit den flexiblen Preisen der grossen Anbieter nicht mithalten können.
Grosse Differenzen im Abstimmungsverhalten konnten auch bei den unterschiedlichen Generationen festgestellt werden. Persönliche Beratung gegen Online-Shopping: Für die älteren Stimmbürger ist das Kulturgut Buch an ideologische Argumente gebunden. Die Vorlage wurde bei dieser Bevölkerungsschicht befürwortet, während die Internet-Generation, tendenziell eher ein Nein in die Urne legte.
Die Preise werden somit weiterhin von den Händlern und nicht durch die Verlage bestimmt. Ob sich daraus gravierende Konsequenzen ergeben, wird die Zukunft zeigen.